Montag, 16. Januar 2017

Der nervöse Kompostwurm


Eisenia (fetida): 
Kompostwurm, Mistwurm, Stinkwurm, Rotwurm, Dungwurm ..

Es geht ein Hype um die Welt ..
Die einen haben ihn - die anderen nicht.
Wer ihn hat, phantasiert Wunderdinge über ihn.
Wer ihn nicht hat, erhofft sich von ihm die Lösung aller seiner Probleme.

Bei den einen ist er einfach vorhanden.
Die anderen wissen nicht, woher sie ihn bekommen sollen.

Die einen gehen einfach zu einem Pferdemisthaufen.
Die anderen züchten und verkaufen ihn.

Die einen wissen garnichts über ihn und seine Artgenossen und Verwandten und können keine Unterschiede zwischen ihnen machen.
Die anderen lassen sich als "Wurmpapst" feiern und bleiben doch nur an seiner mit dem bloßen Auge sichtbaren Gestalt und seinen Spuren in der Erde hängen.

Es gibt unendlich plus 1 Infos und Bücher über die Würmer, nur eines nicht - und das soll an dieser Stelle besonders besprochen werden.

Ich habe ihn kennengelernt bei meiner früheren Arbeit  im Garten eines Bekannten.
Der hat ihn mal vor Jahrzehnten von einem Züchter gekauft und seither tummeln sie sich in seinen Komposthaufen.


Von dort habe ich ihn dann mehrere Male in meinen Garten transferiert, denn wenn man sie nicht bei Laune hält flüchten sie - oder sterben oder werden gefressen. Komposthaufen, ob mit oder ohne Würmer, funktionieren nur mit mehr oder minder großer Betreuung. die um so größer ist, je enger, umgrenzter, begrenzter der Raum und sauberer er funktionieren soll.
Nur im Freien, in entsprechender Umgebung (die an anderer Stelle diskutiert werden wird), dort wo Bodenschluß besteht und er sich mit der Umgebung austauschen kann, kann man den Komposthaufen sich selbst überlassen.
Bei optimaler zusammensetzung der Rohmaterialien (die auch an anderer Stelle diskutiert werden), dauert es mindestens 4 Jahreszeiten und bis zu 3 Jahren in unserer Klimazone, bis aus dem Kompost eine Humusvorstufe geworden ist.

Die wichtigste Frage aus Francé-Sicht ist aber: was trägt der Regenwurm bzw. Kompostwurm zur mikrobiologischen Bereicherung der Erde bzw. des Kompost bei ??? Daß er besser als ein Pflug krümelige Erde machen kann wissen wir ja nun mindestens sei Darwin oder noch viel früher und daß er chemische Nährstoffe konzentrieren kann für die direkte Pflanzenernährung seit Liebig (Spaß).
Aber mit welchen *Mikroorganismen* (den wirklichen "Bewegern" des Humuskreislaufs) bereichert er die Erde/Kompost?
Für den Regenwurm gibt es Untersuchungen, aber beim Kompostwurm gibt es bis jetzt fast nichts.
Um das Ergebnis vorwegzunehmen: was "hinten rauskommt" unterscheidet sich mikrobiologisch im Prinzip nicht von der umgebenden Erde, in der er lebt.. 

Die mikrobiologische Zusammensetzung einer humusähnlichen Erde, die auch langfristig aus sich selbst heraus fruchtbar ist, muß auf andere Weise hergestellt werden, hauptsächlich durch Edaphon-Kompost nach Francé (vgl. http://blauer-planet.blogspot.de/2017/01/edaphon-mikroorganismen-humus.html)

Mikrobiologisch ist folgendes interessant: die umgebende Erde/Kompost in der der Regenwurm/Kompostwurm lebt, seine Nahrung, im Körper/Darm lebende Mikroorganismen und die im Kot vorhandenen Mikroorganismen.

Beispielhafte Untersuchungen zum Kot, der hier interessiert:

** Regenwurm

* Microbial Analysis of Earthworm Casts - 63966-124484-1-PB.pdf
http://www.distrodoc.com/581465-comparative-microbial-analysis-of-earthworm-casts-collected
Nigeria
three types of earthworm casts (Pellet, Mass and Turret)
castings - bulk soils
Three major cast-types were observed to be produced by earthworms namely: 
1. Pellet casts (granular casts) produced by Eudrilus eugeniae, Agrotoreutus spp and Eutoreutus spp (Sims, 1971; Segun, 1976); 
2. Turret casts  (funnel/finger shaped) produced by Hyperiodrilus africanus and Ephyriodrilus afroccidentalis 
3. (moldy) casts produced by Libyodrilus violaceus (Sims, 1971; Beddard, 1981).
Anzahl Mikroorganismenarten:
Bacteria 14; Pilze: Mold 7, yeast 3

Tiunov, A.V., and Scheu, S.(2000); Microfungal communities in soil, litter and casts of Lumbricus terrestris L. (Lumbricidae): 14, 17–26.
https://www.researchgate.net/publication/222541729_Microfungal_communities_in_soil_litter_and_casts_of_Lumbricus_terrestris_L_Lumbricidae_A_laboratory_experiment

Es werden einzellige und fadenbildende Bakterien und Pilze gemessen, genauer Schimmelpilze und Hefen, also Abbauer, echte Bodenpilze sind nicht darunter. Andere Mikroorganismenarten werden nicht gemessen/erwähnt.
Diese Mikroorganismenzusammensetzung ist aber nur für kurze Zeit vorhanden, dann ist die Anpassung und der Ausgleich mit der Mikroorganismenzusammensetzung der umgebender Erde erfolgt.

** Kompostwurm

* Diversity of microflora in the gut and casts of earthworms
Diversity of microflora in the gut and casts of tropical composting - paper_16.pdf
Key words: Microflora, Earthworm gut, Wormcasts, Microbial population,

* A Microbiological Study of Earthworm Casts
The present work examines changes in the microbial status of casts as they age under field conditions. 
A Microbiological Study of Earthworm Casts - mic-31-1-13.pdf
* INVESTIGATION OF MICROBIAL COUNT IN THE SOIL AND EARTHWORM GUT
https://innovareacademics.in/journals/index.php/ijags/article/download/13161/5668

Schlußbewertung:

Akkumulation und Nährstoffkonzentration im Regenwurmkot können ein erhöhtes Nahrungsangebot für bestimmte Mikroorganismen und Pflanzenarten bewirken.

Eine Mikroorganismenzusammensetzung wie sie für die Humusbildung erforderlich ist, wird durch Vermikompost kaum ermöglicht.

Ansonsten frißt der Regenwurm außer "Erde" und organischem Material auch ne ganze Menge Mikroorganismen,  z.B. Algen, Schalenamöben, Wimperntiere. Damit vernichtet er Mikroorganismen, die zur Humusbildung beitragen und reduziert prinzipiell die Artenvielfalt im Boden/Edaphon.

In seinem Darm finden sich hauptsächlich anaerobe Mikroorganismen, die den Abbau des gefressenen organischen Materials bewirken, von denen aber auch einige faktutativ aerob sein können und bei Ausscheidung im aeroben Kot weiter existieren können.

Weiteres an dieser Stelle mit der Zeit ..